Mary H

Rapp-Stute v. Issy les Moulineaux - Mary Mac
gez. 1920 v. Hinrich Heitmann, eingegangen 1942 oder 1943
Rekord: 1:20,8 - Gewinne: 109.043 Reichsmark

Die Geschichte von Mary H. ist eine Aschenputtel-Story oder die des "hässlichen Entleins". Gleich zwei bedeutende Pferdeleute haben die Bedeutung dieser Stute ursprünglich nicht erkannt.

Es wird berichtet, dass der bekannte Münchener Trainer und Pferdebesitzer Julius Absmeier 1921 in Hamburg weilte und von Hinrich Heitmann drei Jährlinge erwarb. Nachdem man handelseinig geworden war, bestand Hinrich Heitmann darauf, dass Absmeier eine weitere Jährlingsstute mitnehmen sollte, die er nicht weiter behalten wollte. Ohne Aufgeld musste Absmeier gegen seinen Willen dieses Pferd übernehmen. Es war Mary H.

Zurück in München, suchte Absmeier für das unerwünschte Pferd sofort einen Käufer. Für die junge Stute fand sich in dem Amateurfahrer Georg Faul ein neuer Besitzer, der seine Pferde unter dem Pseudonym Stall Angerhof laufen ließ. Carl Weidmüller, der Altmeister des bayerischen Trabersports, entdeckte die großen Fähigkeiten von Mary H. schnell und verzeichnete mit der Stute die größten Erfolge seines Lebens. Viele gute Pferde sind durch die Hände Carl Weidmüllers gegangen, aber nur ein Sieger im Deutschen Traber-Derby befand sich hierunter: Mary H.

Dr. Anton Rauch berichtet in der Festschrift zum 35jährigen Gründungsjubiläum des Münchener Trabrenn- und Zuchtvereins über Mary H.: "Was die Stute, eine mehr dem französischen Typ zuneigende Naturtraberin, unsterblich macht, das ist ihr außergewöhnlicher Rennkopf, denn seit ihrem vierten Lebensjahr laborierte sie ständig an den Beinen, konnte daher nie richtig trainiert werden und vollbrachte trotzdem größte Leistungen. Wäre sie auf den Beinen gesund geblieben, dann hätte man von ihr Taten erwarten dürfen, die sie für ihre Zeit mit Abstand an die Spitze der deutschen Zucht gestellt hätte."

"Im ersten Jahr ihrer Rennlaufbahn blieb sie ungeschlagen, gewann zuerst das Versuchsrennen der Stuten und den Berliner Jugend-Preis, stellte dann mit 1:30,3 in Daglfing einen neuen deutschen und europäischen Zweijährigenrekord auf und gewann zum Abschluss das Daglfinger Zukunfts-Rennen mit größter Überlegenheit."

"1923 kam sie wieder nach Berlin, wo sie neun Rennen gewinnen konnte. Neben ihren Siegen in der Derby-Probe, in der Berolina und im Preis der Republik gegen Florentiner und Johannes war ihr größter Triumph in jenem Deutschen Traber-Derby, das nach seinem ganzen Verlauf und in der deutlich zur Schau getragenen Sorge des Ruhlebener Hauptstarters, Mary H.'s größten Rivalen Florentiner ja einen günstigen Ablauf zu verschaffen, in zutreffender Weise einmal als 'Sympathie-Derby' bezeichnet wurde."

"Erst 1924 kam sie wieder nach München und hier ereilte sie, nach einem Sieg in einem kleineren Stichfahren, im Daglfinger Preis von München die sensationellste Niederlage. Man hatte sie so überlegen gehalten, dass sie ohne Wetten laufen musste, und dass nur drei Gegner sich ihr stellten. Trotzdem wurde sie nach einem heroischen Endkampf von der vom gleichen Start gehenden Teufelsmädl, ein Pferd, das weit unter der Klasse von Mary H. stand, niedergerungen. Die beiden Stuten waren aber von diesem Tage an auf den Beinen erledigt. Übrigens musste Mary H. 1926 in St. Moritz durch Colonel Dillon noch einmal eine ähnlich aussehende Niederlage einstecken."

"Die hohe Gewinnsumme und die schlechten Beine gestalteten für Mary H. im Laufe der Jahre die Aufgaben immer schwieriger, vor allem, als sie es mit der großen Konkurrenz der frisch importierten amerikanischen Rennmaschinen zu tun hatte, die der Stute gegenüber alle mit einer billigen Gewinnsumme starten konnten. Trotzdem gewann sie jedes Jahr ihre Rennen. Nur in ihrem letzten Jahr, 1927, ging es sehr zähe, denn bei zahlreichen Versuchen brachte sie es nur auf zwei Siege und dreizehn Plätze. Aber sie konnte mit 1:20,8 ihren Rekord aufstellen, wie ihn damals nur wenige Traber in Deutschland erreichten. Mary H. brachte es während ihrer Rennlaufbahn auf insgesamt 32 Siege und eine Gewinnsumme von 109.043 Mark."

Mary H. wurde nach Beendigung ihrer Rennlaufbahn an A. Porak, Gestüt Höflein, verkauft und mit Black Jim gepaart. Unter ihren ersten Produkten befanden sich zwar mit Marquis und Marienkäfer zwei talentierte Pferde, aber der große Wurf gelang erst, als Mary H. 1932 nach Lasbek zu Friedrich Bölck kam. Aus der Paarung mit dem Amerikaner Legality gebar sie 1934 Epilog, einen der bedeutendsten Hengste, den die deutsche Traberzucht je hervorgebracht hat.

Unter ihren neun lebenden Nachkommen befand sich leider nur ein Stutnachkommen, ihr letztes Produkt, die 1939 geborene Jessonda, die die Linie der Mary H. nicht fortsetzen konnte.

Rennkarriere

Siege in Zuchtrennen

1922: Versuchsrennen der Stuten, Jugend-Preis, Zukunfts-Rennen

1923: Adbell Toddington-Rennen, Berolina, Deutsches Traber-Derby

1925: Stuten-Prüfungs-Preis, Hindenburg-Pokal

1926: Hindenburg-Pokal

Erfolge in der Zucht

Mary H. ist Mutter von 9 lebenden Nachkommen

1929: Märker (H. v. Black Jim) 4, 1:28,7

1930: Marienkäfer (H. v. Black Jim) 4, 1:24,2

1931: Marquis (H. v. Black Jim) 5, 1:22,3

1933: Diplomat (H. v. Senator Brewer) 4, 1:30,5

1934: Epilog (H. v. Legality) 9, 1:18,6 - 380.455 RM

- Sieger Großer Preis der Freien und Hansestadt Hamburg 1939

- Sieger Großer Jubiläumspreis von Ruhleben 1940

- Sieger Großer Preis von Mariendorf 1940

- Sieger Matadoren-Rennen 1941

- Sieger Großer Alster-Preis 1941

- Sieger Großer Preis der Freien und Hansestadt Hamburg 1941

- Sieger Großer Preis der Freien und Hansestadt Hamburg 1943

- Sieger Großer Preis der Freien und Hansestadt Hamburg 1944

1936: Galvani (H. v. Signal) 7, 1:27,1

1937: Holger (H. v. Champus) 7, 1:26,6

1938: Intendant (H. v. Legality) 6, 1:24,7

1939: Jessonda (S. v. Vitamine)