Robert Großmann

geb. 10. August 1870 - gest. 28. Oktober 1952

Schon vor der Zeit eines Charlie Mills, Johannes Frömming oder Walter Heitmann verfügte der deutsche Trabrennsport über Trainer und Fahrer, deren Namen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus einen guten Klang besaßen. Einer der Berühmtesten von ihnen war Robert Großmann.

Die besondere Stärke dieses Mannes war nicht nur, Rennen mit ausgefeilter Taktik zu fahren, sondern vor allem lag seine Stärke in der Vorbereitung der Pferde. Auf die Sekunde hatte Robert Großmann seine Pflegebefohlenen für größere Prüfungen in Schuss. So wie er, konnte sich kaum einer in die Psyche der Trabrennpferde hineinversetzen. Robert Großmann wusste immer, was er seinen Pferden abverlangen konnte und was nicht. Nie arbeitete er mit ihnen zu viel, nie zu wenig, aber stets an sich selbst. Darin liegt das Geheimnis seiner großen Erfolge.

Zu einer Zeit, da der deutsche Trabrennsport noch in seinen Kinderschuhen steckte, begann Robert Großmann seine Karriere als Trabertrainer. Sein erstes Rennen fuhr er 1889, sein erster Sieg datiert aus dem Jahre 1890. Am 16. Oktober steuerte er in Altona-Bahrenfeld, Altona zählte damals noch nicht zu Hamburg, die Stute Sola in 1:50 zum Sieg. Ein Jahr später fuhr er 40 Rennen, von denen er wiederum nur eines in Hamburg-Mühlenkamp gewann.

Robert Großmann zählte also nicht zu denen, die kamen, sahen und siegten. Sein Ruhm bekränzter Weg zum führenden Trabrennfahrer seiner Zeit begann erst um 1905 durch die Verbindung mit Bruno Cassirer und Leo Lewin. "Die Anfangszeit hat mich hart gemacht, sie hat mich erkennen lassen, wie man es im Beruf als Trabertrainer zu etwas bringt", sagte einmal Robert Großmann, als er die Geschichte seines bewegten Lebens berichtete.

1899 erscheint der Name Großmann erstmals in der Siegerliste des Jugend-Preises. Achtmal gewann er diesen Klassiker. Das Buddenbrock gewann Großmann sechsmal. 1906 steuerte er mit Fidelio seinen ersten Derby-Sieger und 12 Monate später triumphierte er erneut mit Spinalmont. Sein berühmtester Derby-Sieger war Adbell Toddington, mit dem er 1913 sein fünftes Derby gewann. Unvergessen ist auch sein Sieg mit Britton, den Gewinner der ersten "Dreifachen Krone". Drei Runden lang stritten Britton und Augias Kopf an Kopf mit dem glücklicheren Ende für Britton. Insgesamt schmückte sich Robert Großmann 11 Mal mit dem "Blauen Band".

1916 und 1918 gewann Robert Großmann das deutsche Berufsfahrerchampionat, obwohl er es nie darauf angelegt hatte. Qualität stand für Robert Großmann vor Quantität. 1921 gelang ihm die phantastische Leistung, bei nur 113 Fahrten 56 Sieger ins Ziel zu steuern, u.a. gewann er 11 Rennen in ununterbrochener Folge. 1.041 Fahrersiege stehen in der gesamten Karriere Robert Großmanns zu Buche.

Es gibt kaum ein Zuchtrennen, in dessen Siegerliste sich Robert Großmann nicht eingetragen hätte. Berühmte Rennpferde hat er zu stolzen Siegen geführt. So gewann er zweimal das Matadoren-Rennen, 1919 mit Magowan und 1924 mit Lord Ellerslie.

1947, im Alter von 77 Jahren, hatte sich Robert Großmann kurzzeitig noch einmal als Public-Trainer versucht. All sein Hab und Gut war in den Kriegsjahren verloren gegangen. Während seiner letzten Jahre hatte er sich in den Dienst der Fahrer- und Trainerprüfung zur Verfügung gestellt.

In einem handschriftlichen Dokument von Robert Großmann, das der Hall of Fame vorliegt, berichtet er über Hamburg und die Anfänge des Trabrennsports in Deutschland:

"Wenn Sie von Hamburg reden, so kann ich nur versichern, dass ich sehr liebe Erinnerungen in mir erwecken lasse, denn ich gedenke auch der schönen Bahrenfelder Rennbahn, welche mit so viel Mühe und Kosten als idealer Rennplatz hergerichtet wurde. Habe dort schöne Erfolge gehabt, durch Zufall habe noch eine kleine Photographie von Peter Speedway. Ich glaube es war an einem Tage wo er eine sensationelle Zeit trabte, es machte ihm keine Mühe, kann sagen, konnte noch eine schnellere Zeit traben, war Sieger verhalten, er war ein 100prozentiger Traber mit selten schönen Bewegungen. Herr Otto Kloß hatte sich sehr gefreut und ich auch! Wenn ich nun zurückdenke an meine jüngeren Jahre, so kann ich sagen, dass der Anfang schwer war, denn es begann schon Ende der achtziger Jahre mit einer Invasion von amerikanischen Trainern und es waren da auch welche von Format... Der Aufstieg (des Trabrennsports in Deutschland) begann nach Jahren durch gewisse Änderungen wobei die Geldpönalität unter Aufhebung von Rekordlisten eine große Rolle spielte. Während dieser Zeit begann auch der Aufstieg in Österreich und die amerikanischen Trainer gingen teilweise nach dort und nach Italien. Auch ich hatte mich dort mit Erfolg betätigt so auch in Dänemark, später kam (ich) dann mit Herrn Bruno Cassirer in Verbindung... und es war ein glücklicher Stall... ein von Herrn Gerkens gezogener kleiner Hengst Glücksstern von Alentell a. d. Pearl Belle wurde von ihm (Cassirer) als 2jähriger erworben. Es war damals ein Hauptkrack, hatte seltene Erfolge (mit dem Hengst). Er ging nach Jahren in den Besitz von Herrn Brunati (Italien) über, habe ihn dann noch für Brunati in Championship oder ein anderes bedeutendes Rennen gefahren, gegen gute Pferde, so Soprano, Custer und andere, er gewann 1. Stechen in 2:10 auf schwerer Bahn, der Hauptsieger war Soprano".

Anekdote über Robert Großmanns erste Fahrt 1889

Am 15. September 1889 fuhr Robert Großmann sein erstes Rennen. Es war ein Verkaufsrennen minderer Klasse. Großmanns Pferd war eine Stute namens Erna, mit 1.000 Mark eingesetzt, sie ging ganz vorn ab. Ernste Vorbereitungen waren getroffen worden. Einen Tag vorher war die Stute auf der Chaussee über 1000 Meter scharf ausprobiert worden. Robert Großmann fuhr sie, der Besitzer stand am Start mit dem Taschentuch, sein Intimus am Ende der 1000 Meter als Zielrichter. Beide nahmen auf irgendeine primitive Art die Zeit.

Als Robert Großmann nach Beendigung des Pensums zurückkehrte, fand er die beiden in äußerst lebhafter Unterhaltung, die sie aber bald abbrachen, um wieder und wieder zu rechnen. Dann sahen sie sich an, nickten und taten sehr geheimnisvoll. Auf Großmanns Frage, was die Stute denn gegangen sei, antwortete der Besitzer, er solle nur morgen seine Sache gut machen, aufpassen am Start und ruhig nach Hause fahren, dann werde er seine Gegner distanzieren. Sie wollten auch 10 Mark für ihn mitwetten.

Der Renntag kam, Robert Großmann zog erstmals den seidenen Dress an, wärmte sein Pferd auf und der Besitzer raunte ihm zu, nicht zu viel zu zeigen. Robert Großmann kam gut vom Start, aber zu seinem maßlosen Erstaunen ging bald einer nach dem anderen an ihm vorbei. Nach 500 Metern war er Letzter. Auf dem Stallplatz bereiteten die beiden ihm einen schönen Empfang. "Was haben Sie bloß gemacht, was haben Sie mit dem Pferd gemacht", rief der Besitzer und rang die Hände. "Nichts", sagte Robert und zuckte die Achseln, "die anderen waren schneller". "Na, Sie kommen mir nicht wieder drauf! Das gute Ding so in den Dreck zu fahren! 1:35 war die Stute in der Arbeit gegangen, 1:35! Genau 135 Sekunden!" "Erlauben Sie mal", sagte da ein anderer, "135 Sekunden, das sind doch 2:15!"

Wenn der Besitzer der Wunderstute Erna sich nur etwas im Trabrennbetrieb ausgekannt hätte, dann wäre er doch gegen seine Rechenkünste zur rechten Zeit misstrauisch geworden. 1889 gab es noch keinen inländischen Traber, der eine Kilometerzeit von 1:40 auch nur annähernd erreicht hätte. Für den Rest des Jahres gab es für Robert Großmann auf der Rennbahn nichts mehr zu tun. Die Fahrt hinter der Wunderstute Erna war seine erste und sollte für 1889 auch seine einzige bleiben.

Berufsfahrerchampionate

1916: 36 Siege

1918: 18 Siege

Robert Großmanns bedeutendste Siege

1899: Kiautschau: Jugend-Preis (Berlin)

1902: Melitta: Herzog Ernst Günther-Rennen (Berlin)

1903: Blaukopf: Stiftungs-Preis (Berlin)

1904: Levcoye: Jugend-Preis (Berlin) Stiftungs-Preis (Berlin)

1905: Ballade I.: Criterium (Berlin), Fidelio: Stiftungs-Preis (Berlin) Versuchs-Rennen der Hengste (Berlin)

1906: Fidelio: Deutsches Traber-Derby (Berlin)

1907: Notar: Herzog Ernst Günther-Rennen (Berlin), Spinalmont: Deutsches Traber-Derby (Berlin) Buddenbrock-Rennen (Berlin), Süßer Junge: Stiftungs-Preis (Berlin)

1908: Attila IV: Münchner Traber-Preis (M.-Daglfing), Glücksstern: Jugend-Preis (Berlin), Harriet Artus: Versuchs-Rennen der Stuten (Berlin), Helene Alentell: Großer Deutscher Traber-Preis (H.-Bahrenfeld)

1909: Bruder Straubinger: Jugend-Preis (Berlin) Altonaer Zucht-Preis (H.-Bahrenfeld), Glücksstern: Deutsches Traber-Derby (Berlin)

1910: Meum: Graf August Bismarck Rennen (H.-Bahrenfeld), Paprika: Versuchs-Rennen der Hengste (Berlin), Senior: Altonaer Zucht-Preis (H.-Bahrenfeld) Stiftungs-Preis (Berlin)

1911: Paprika: Deutsches Traber-Derby (Berlin) Buddenbrock-Rennen (Berlin)

1912: Adbell Toddington: Jugend-Preis (Berlin) Großer Preis von Hamburg (H.-Farmsen) Hamburger Zucht-Preis (H.-Farmsen) Versuchs-Rennen der Hengste (Berlin), Glücksstern: Schwanitz-Rennen (H.-Bahrenfeld)

1913: Adbell Toddington: Deutsches Traber-Derby (Berlin) Buddenbrock-Rennen (Berlin) Criterium (Berlin), Bertha Prince: Stuten Prüfungs-Preis (Berlin), Longerda: Versuchs-Rennen der Stuten (Berlin), Morgenwind: Herzog Ernst Günther-Rennen (Berlin)

1914: Morgenwind: Deutsches Traber-Derby (Berlin) Buddenbrock-Rennen (Berlin), Pech: Versuchs-Rennen der Stuten (Berlin)

1915: Pech: Deutsches Traber-Derby (Berlin), Stella I.: Versuchs-Rennen der Stuten (Berlin)

1916: Bertha Prince: Großer Deutscher Traber-Preis (H.-Bahrenfeld) Großer Preis von Berlin (Berlin)

1917: Peter I.: Altonaer Zucht-Preis (H.-Bahrenfeld) Großer Preis von Hamburg (H.-Farmsen), Stella I.: Stuten Prüfungs-Preis (Berlin)

1918: Baßdorfer: Altonaer Zucht-Preis (H.-Bahrenfeld) Christian Schaurte-Rennen (Berlin), Dody: Herzog Ernst Günther-Rennen (Berlin), Palmetto Watts: Großer Preis von Berlin (Berlin) Hengste Prüfungs-Preis (Berlin) Hindenburg-Pokal (Berlin), Peter I.: Deutsches Traber-Derby (Berlin) Buddenbrock-Rennen (Berlin) Deutsches St.Leger (H.-Bahrenfeld), Stella I.: Stuten Prüfungs-Preis (Berlin)

1919: Magowan: Matadoren-Rennen (Berlin), Pute: Altonaer Zucht-Preis (H.-Bahrenfeld)

1920: Dody: Stuten Prüfungs-Preis (Berlin), Draufgänger: Hengste Prüfungs-Preis (Berlin), Frundsberg: Jugend-Preis (Berlin), Lagune: Stiftungs-Preis (Berlin), Manfred: Präsidenten-Preis (Berlin), Parillia D.: Hamburger Zucht-Preis (H.-Farmsen), Pute: Deutsches Traber-Derby (Berlin) Stiftungs-Preis (Berlin)

1921: Apfelblüte: Präsidenten-Preis (Berlin), Bärbel: Stiftungs-Preis (Berlin), Huschabell: Gynz Rekowski-Rennen (Berlin), Immerfort: Versuchs-Rennen der Hengste (Berlin), Johannes: Großer Elbe-Preis (H.-Farmsen), Taifun I.: Altonaer Zucht-Preis (H.-Bahrenfeld)

1922: Bärbel: Herbst-Preis der Dreijährigen (Berlin), Wasserfall: Versuchs-Rennen der Hengste (Berlin)

1923: Feuerwehr: Stuten Prüfungs-Preis (Berlin), Homer: Stiftungs-Preis (Berlin), Lucullus: Versuchs-Rennen der Hengste (Berlin), Petz: Gynz Rekowski-Rennen (Berlin)

1924: Buchdrucker: Jugend-Preis (Berlin) Zukunfts-Rennen (Berlin), Homer: Deutsches Traber-Derby (Berlin) Herbst-Preis der Dreijährigen (Berlin) Hindenburg-Pokal (Berlin), Lord Ellerslie: Matadoren-Rennen (Berlin) Großes Internationales Stichfahren (H.-Bahrenfeld), Petz: Adbell Toddington-Rennen (Berlin), Zora: Präsidenten-Preis (Berlin) Versuchs-Rennen der Stuten (Berlin)

1925: Colonel Bosworth: Großer Distanz-Preis (Berlin), Der Beste: Jugend-Preis (Berlin), Petz: Bruno Cassirer-Rennen (Berlin) Großer Deutscher Traber-Preis (H.-Bahrenfeld)

1926: Lebenskünstler: Adbell Toddington-Rennen (Berlin)

1928: Britton: Deutsches Traber-Derby (Berlin) Buddenbrock-Rennen (Berlin) Adbell Toddington-Rennen (Berlin), Hubertus: Altonaer Zucht-Preis (H.-Bahrenfeld), Signal: Hamburger Zucht-Preis (H.-Farmsen)

1933: Borgia: Stiftungs-Preis (Berlin) Versuchs-Rennen der Stuten (Berlin)

1938: William: Herbst-Preis der Dreijährigen (Berlin)