Gerhard Krüger

geb. 5. März 1925 - gest. 29. April 2017

Gerhard Krüger zählte zu den wenigen Ausnahmekönnern seines Fachs, die national wie international hervorragendes geleistet haben. Die Karriere des gebürtigen Berliner begann 1939 mit der Erfüllung seines Jugendtraums.

Bei Bonny Schuller begann er eine Lehre als Berufstrabrennfahrer, die er 1943 bei Kurt Schön beendete. Am 6. Juli 1940 gewann Gerhard Krüger hinter der Riesenaußenseiterin Berta Margritt für Toto 578:10 sein erstes Rennen.

Nach der Lehre wurde Gerhard Krüger zur Wehrmacht eingezogen. Der Krieg spielte ihm böse mit, und es bedurfte seiner ganzen Energie, um die erlittenen körperlichen Schäden zu überwinden. Mit eisernen Willen und Fleiss arbeitete sich Gerhard Krüger in den Nachkriegsjahren rasch nach vorne. Auf den Berliner Bahnen in Mariendorf und Karlshorst eröffnete sich ihm ein reichliches Betätigungsfeld und 1949, mit 24 Jahren, errang Gerhard Krüger mit 114 Jahreserfolgen seine erste goldene Kappe. Es folgten sieben weitere Championatstitel als Berufsfahrer, alle in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, und fünf Championatstitel als Trainer. Sein erfolgreichstes Jahr hatte Gerhard Krüger 1958. 273 Sulkyerfolge in einer Saison bedeuteten Weltrekord.

Gerhard Krüger verstand es meisterlich, Pferde, die in anderen Händen entweder überhaupt nichts zeigten oder nur gelegentlich ein tief schlummerndes Können erahnen ließen, zu Höchstleistungen anzuspornen. Seine kraftvolle Fahrership war eine weitere Stärke, die Gerhard Krüger zu vielen Erfolgen verhalf.

Der Name Gerhard Krüger erinnert heutzutage an größte internationale Erfolge, Triumphe, wie sie unter den deutschen Sulky-Assen nur ein Hans Frömming aufweisen kann. Bereits 1958 hatte er in Vertretung für seinen verhinderten Kollegen Eddy Freundt den Solvalla Elitloppet mit Io d’Amour gewonnen. 1960 ereilte Gerhard Krüger der überraschende Ruf, die Steuerung des zweimaligen Weltchampions Jamin im Prix d’Amerique zu übernehmen. Trotz eines 50 Meter Handicaps wurde das Gespann hinter Hairos II und Tornese Dritter und erzielte eine im Prix d’Amerique noch nie erreichte Kilometerzeit von 1:19,8.

1961, als das sozialistische Deutschland durch Berlin eine schicksalhafte Mauer errichten ließ, war für den Berliner Gerhard Krüger der Zeitpunkt gekommen, sein Glück im Ausland zu versuchen. Gerhard Krüger verlegte sein Betätigungsfeld zunächst nach Paris, kurze Zeit war er auch in den Vereinigten Staaten tätig. Auf verschiedenen US-Bahnen gab er Gastspiele, von der West- bis zur Ostküste. Mit Ozo gewann er 1962 in New York den Transoceanic Trot gegen Tie Silk und Julienne.

Im Prix de Paris 1963 erlebte die Pariser Turfgemeinde eine Meisterfahrt Gerhard Krügers hinter Narvick D J. Mit eisernen Nerven hatte der Champion lange Zeit jeglicher Versuchung widerstanden, seinen Schützling nach anfänglichem Bodenverlust allzu früh in die Entscheidung zu werfen. Im Ziel waren es Zentimeter, die Narvick D J von dem ermüdeten Oscar R L trennten. Im Premio d’Europa in Mailand steuerte er Pluvier III zum Sieg. Unvergessenen sind die grandiosen Triumphe Gerhard Krügers mit Elaine Rodney. Zweimal, 1964 und 1965, gewann er mit ihr den Prix de France. Im Prix d’Amerique 1965 musste sich Gerhard Krüger hinter Elaine Rodney mit dem zweiten Platz zufriedengeben, ebenso im Solvalla Elitloppet.

1964 akzeptierte Gerhard Krüger ein Privatengagement am Rennstall der italienischen Gebrüder Santi. Zahlreiche Siege in den bedeutendsten Prüfungen Italiens markierten die erfolgreiche Zusammenarbeit. Mit Cheer Honey gewann Gerhard Krüger 1966 zahlreiche Großprüfungen, u.a. das Campionato Europeo und den Lotteria di Agnano. Im Solvalla Elitloppet belegte er mit Cheer Honey einen dritten Platz. In jenem Jahr erzielte Gerhard Krüger in Italien bei 136 Fahrten 68 Siege. Jede zweite Fahrt war erfolgreich.

Ein weiteres Spitzenpferd Gerhard Krügers während seiner Zeit bei den Santis war Top Hanover. Mit dem Sohn der Elaine Rodney, der eine doppelte "Staatsbürgerschaft" besaß, fuhr er 1971 sogar nach Amerika. Im Dexter Cup auf Roosevelt Raceway belegte Top Hanover einen dritten Rang hinter Quick Pride und Keystone Hilliard, in den Hambletonian Stakes in Du Quoin, das Speedy Crown gewann, endete der Hengst unplatziert. Dieser strapaziöse Ausflug kostete vielleicht den Derby-Sieg in Italien. Hinter seinem Dauerwidersacher Freddy und Dalia belegte Top Hanover im Derby del Trotto Italiano einen dritten Rang. Später waren Gerhard Krüger und Top Hanover in Italien fast unschlagbar. Ein besonderer Platz in der Historie Gerhard Krügers gebührt seiner Bekanntschaft mit Henri Levesque. Mit den Roquepine-Söhnen Florestan und Granit siegte er 1974, 1976 und 1977 im Graf Kalman Hunyady-Rennen in Wien.

Aber Gerhard Krüger vergaß nie seine deutsche Heimat, insbesondere nicht Berlin. Hier errang er auch nach seinem Fortgang bedeutende Erfolge. So gewann er viermal das Matadoren-Rennen, 1958 mit Sportsmann, 1963 mit O Volo, 1964 mit Pick Wick und 1967 mit Dashing Rodney. Dreimal triumphierte Gerhard Krüger im Deutschen Traber-Derby, 1949 mit Stella bella, 1957 mit Rudolf R und 1976 mit Floral Scot.

Insbesondere Gerhard Krügers Siege mit Stella bella und Floral Scot verdienen besonderer Erwähnung. Stella bella war das Produkt eines "Weideunfalls". Ihr Vater Leno war zur Zeit der Bedeckung erst zwei Jahre alt gewesen, ihre Mutter Stella maris eine Top-Rennstute, die 1943 ebenfalls das Derby gewonnen hatte und nach der Geburt von Stella bella sich 1947 als erster Sieger in die Annalen des Gelsenkirchener Elite-Rennens einschrieb. Gerhard Krügers Erfolg mit Floral Scot titulierte die Deutsche Traber-Zeitung: "Veni, vidi, vici". Der Sieg des Wahl-Römers mit der im Eigenbesitz befindlichen Floral Scot war ganz nach dem Geschmack der 30.000 Besucher in Mariendorf gewesen.

Nach Beendigung des Engagements mit der Scuderia Santipasta hatte sich Gerhard Krüger in Cisterna in der Nähe Roms ein eigenes Domizil mit Pferde- und Rinderzucht aufgebaut. Seinen größten Zuchterfolg landete er mit dem 1989 geborenen Hengst Omsk, der in zahlreichen italienischen Klassikern triumphierte und mehr als eine Million Euro verdiente.

Gerhard Krüger ist in der ewigen Bestenliste des Hauptverbandes für Traberzucht e.V. mit 4.088 Fahrersiegen gelistet, tatsächlich waren es aber weit mehr, da Gerhard Krüger weniger als die Hälfte seiner Berufsfahrerkarriere in Deutschland verbracht hat. Vor allen Dingen die Qualität seiner Siege hat Gerhard Krüger in die vorderste Reihe seiner Berufskollegen gestellt.

Gerhard Krügers Championate

1949: 114 Siege (Berufsfahrerchampionat)

1951: 114 Siege (Berufsfahrerchampionat)

1952: 157 Siege (Berufsfahrerchampionat) - 198 Siege (Berufstrainerchampionat)

1954: 144 Siege (Berufsfahrerchampionat) - 181 Siege (Berufstrainerchampionat)

1955: 149 Siege (Berufsfahrerchampionat) - 204 Siege (Berufstrainerchampionat)

1956: 176 Siege (Berufsfahrerchampionat) - 250 Siege (Berufstrainerchampionat)

1957: 207 Siege (Berufsfahrerchampionat) - 231 Siege (Berufstrainerchampionat)

1958: 273 Siege (Berufsfahrerchampionat)

Gerhard Krügers bedeutendste Siege in Deutschland

1947: Blaupeter: Adbell Toddington-Rennen (B.-Mariendorf), Gesine: Deutschland-Preis (B.-Mariendorf)

1949: Avanti: Großer Oster-Preis (B.-Karlshorst), Dollar: Großer Preis von Mariendorf (B.-Mariendorf), Humbert: Großer Jubiläums-Preis von Berlin (B.-Mariendorf), Kampfflieger: Bruno Cassirer-Pokal (B.-Karlshorst), Litho: Gatermann-Erinnerungsrennen (B.-Karlshorst), Stella bella: Deutsches Traber-Derby (B.-Mariendorf) Deutsches Traber-Derby Ost (B.-Karlshorst)

1950: Gerlinde: Präsidenten-Preis (B.-Karlshorst), Marschbäuerin: Großer Preis von Berlin (B.-Mariendorf)

1951: Fritz Messidor: Sommer Steher-Preis (B.-Karlshorst), Hans Werner St.: Präsidenten-Preis (B.-Mariendorf), Lundy: Bruno Cassirer-Rennen (B.-Karlshorst), Mister Warren: Großer Preis der DDR (B.-Karlshorst)

1952: Fritz Messidor: Frühjahrs-Zuchtpreis (B.-Karlshorst)

1953: Fritz Messidor: Sommer Steher-Preis (B.-Karlshorst) Großer Preis von Karlshorst (B.-Karlshorst) Großer Preis der DDR (B.-Karlshorst)

1954: Fritz Messidor: Frühjahrs-Zuchtpreis (B.-Karlshorst) Großer Preis von Karlshorst (B.-Karlshorst) Karlshorster Pokal (B.-Karlshorst) Sommer Steher-Preis (B.-Karlshorst), Meister Flott: Groscurth-Rennen (B.-Mariendorf), Merowinger: Großer Preis von Berlin (B.-Mariendorf)

1955: Fritz Messidor: Frühjahrs-Zuchtpreis (B.-Karlshorst), Meister Flott: Deutsches Traber-St.-Leger (Gelsenkirchen), Quinnius: Großer Preis von Berlin (B.-Mariendorf)

1956: Astalind: Adbell Toddington-Rennen (B.-Mariendorf), Don Jose: Robert Großmann-Erinnerungsrennen (B.-Mariendorf), Ethalon: Großer Preis der DDR (B.-Karlshorst) Jubiläumspreis von Karlshorst (B.-Karlshorst), Lugano: Zukunfts-Preis (B.-Karlshorst), Rudolf R.: Groscurth-Rennen (B.-Mariendorf), Waldteufel: Dreijährigen Elite-Preis (B.-Karlshorst)

1957: Astalind: Großer Daglfinger-Stutenpreis (M.-Daglfing), Miss Claudia: Stuten-Pokal (B.-Karlshorst), Rosalena: Dreijährigen Elite-Preis (B.-Karlshorst), Rudolf R.: Deutsches Traber-Derby (B.-Mariendorf)

1958: Astalind: Großer Preis von Bayern (M.-Daglfing), Ethalon: Frühjahrs-Zuchtpreis (B.-Karlshorst) Jubiläumspreis von Karlshorst (B.-Karlshorst) Sommer Steher-Preis (B.-Karlshorst), Heike: Buddenbrock-Rennen (B.-Mariendorf), Merian: Präsidenten-Preis (B.-Mariendorf) Altonaer Zuchtpreis (H.-Bahrenfeld), Penate: Berliner-Pokal (B.-Mariendorf), Rudolf R.: Kriterium der Vierjährigen (Recklinghausen), Sportsmann: Matadoren-Rennen (B.-Mariendorf) Großer Preis von Recklinghausen (Recklinghausen)

1959: Canaris: Jugend-Preis (B.-Mariendorf), Freias Töchterlein: Präsidenten-Preis (B.-Mariendorf), Luzerne: Frühjahrpreis der Dreijährigen (B.-Karlshorst), Penate: Großer Deutscher Traberpreis (H.-Bahrenfeld)

1960: Belinda: Zukunfts-Preis (B.-Karlshorst), Biologe: Jugend-Preis (B.-Mariendorf) Herbstpreis der Zweijährigen (B.-Karlshorst), Diomedes: I. Vorprüfung zum Bayerischen Traber-Derby (M.-Daglfing), Ethalon: Großer Preis der DDR (B.-Karlshorst), Ivacourt: Großer Preis von Recklinghausen (Recklinghausen), Westerwald: Preis der Vierjährigen (Gelsenkirchen)

1961: Pegasus: Robert Großmann-Erinnerungsrennen (B.-Mariendorf)

1962: Lek: Großer Alster-Preis (H.-Farmsen)

1963: O Volo: Matadoren-Rennen (B.-Mariendorf), Ozo: Großer Preis von Bayern (M.-Daglfing)

1964: Pick Wick: Matadoren-Rennen (B.-Mariendorf)

1965: Pick Wick: Großer Preis von Recklinghausen (Recklinghausen) Elite-Rennen (Gelsenkirchen)

1967: Dashing Rodney: Matadoren-Rennen (B.-Mariendorf), Pick Wick: Großer Preis von Recklinghausen (Recklinghausen)

1968: Prox Rod: Ernst Nienhausen-Rennen (Gelsenkirchen)

1969: Tiny Special: Großer Preis des Vestischen Landes (Recklinghausen)

1970: First Up B: Arthur Knauer-Rennen (B.-Mariendorf)

1975: Florestan: Greyhound-Rennen (Mönchengladbach) Charlie Mills-Memorial (B.-Mariendorf) Preis der Schnellsten (Gelsenkirchen)

1976: Floral Scot: Deutsches Traber-Derby (B.-Mariendorf)

1980: Super Lido: Greyhound-Rennen (Mönchengladbach)

1984: Spice Island: Goldenes Pferd (Dinslaken)

Gerhard Krügers bedeutendste Siege im Ausland

1958: Io d’Amour: Elitloppet (Solvalla)

1961: Ivacourt: Graf Kalman Hunyady-Gedenkrennen (Wien)

1962: Ozo: Transoceanic Trot (New York)

1963: Narvick DJ: Prix de Paris (Vincennes), Pluvier III: Premio d’Europa (Mailand)

1964: Elaine Rodney: Prix de France (Vincennes) Premio della Vittoria (Bologna) Premio Gaetano Turilli (Rom) Internationale Meisterschaft (Kopenhagen) Prix de l'Atlantique (Enghien), Pick Wick: Premio Lido di Roma (Rom)

1965: Elaine Rodney: Prix de France (Vincennes) Transoceanic Trot (Yonkers)

1966: Cheer Honey: Premio Renzo Orlandi (Modena) Premio Lotteria (Neapel) Premio Freccia d’Europa (Neapel) Premio Citta di Trieste (Triest) Campionato Europeo (Cesena), Pick Wick: Prix de l’Atlantique (Enghien)

1967: Dashing Rodney: Prix Rene Balliere (Vincennes) Premio Citta di Montecatini (Montecatini)

1968: Dashing Rodney: Premio Roma (Rom)

1969: Silente: Premio Allevatori (Rom), Tiny Special: Championat von Duindigt (Duindigt)

1970: Top Hanover: Gran Criterium (Mailand) Premio Allevatori (Rom)

1971: Top Hanover: Premio Citta di Napoli (Neapel)

1972: Top Hanover: Premio Gaetano Turilli (Rom) Premio Presidente della Repubblica (Triest) Premio delle Nazioni (Mailand) Premio Continentale (Bologna) Premio Citta di Torino (Turin)

1973: Top Hanover: Premio della Vittoria (Bologna) Premio Freccia d’Europa (Neapel) Premio ENCAT (Mailand)

1974: Florestan: Graf Kalman Hunyady-Gedenkrennen (Wien), Top Hanover: Premio Lotteria (Neapel) Campionato Europeo (Cesena) Premio Giorgio Jegher (Triest) Premio Duomo (Florenz) Premio Costa Azzurra (Turin)

1975: Safety Zone: Preis der Stadt Wien (Wien)

1976: Granit: Graf Kalman Hunyady-Gedenkrennen (Wien)

1977: Granit: Graf Kalman Hunyady-Gedenkrennen (Wien) Premio Freccia d’Europa (Neapel)

1985: Didi Gius: Premio Tino Triossi (Rom)