Marion Jauß

geb. 30. Juni 1939 - gest. 4. Mai 2020

Die Geschichte des deutschen Trabrennsports wäre ohne das Engagement von Marion Jauß sehr viel ärmer. Ob als Amateur im Sulky, als Besitzer oder Züchter, Marion Jauß war oder ist über Jahrzehnte in allen Sparten des Trabersports erfolgreich gewesen wie keine Person weiblichen Geschlechts jemals zuvor.

Den "Pferdebazillus" trägt die gebürtige Berlinerin seit ihrer Kindheit in sich. Auf ärztlichen Rat saß Marion Jauß schon im Kindesalter im Pferdesattel und ritt gemeinsam mit ihrer Schwester Madelaine und ihrem Vater durch den Grunewald.

Nach einer erfolgreichen Karriere im Sattel mit zahlreichen Preisen auf nationalen und internationalen Turnieren, stieß Marion Jauß durch ein Gästefahren zu den Trabern. 1975 erwarb sie ihren ersten Traber, und bereits ein Jahr später belegte sie mit 22 Jahressiegen Rang zwei in der Championatswertung der erfolgreichsten Amazonen bundesweit. Ein Jahr später, 1977, errang sie mit 40 Jahressiegen ihr erstes Amazonenchampionat.

Als Amateurfahrerin stand Marion Jauß von nun an in erster Reihe. 1981 verpasste sie ihr erstes Amateurfahrerchampionat ganz knapp, nur ein Sieg fehlte am Jahresende zum Titelgewinn. Zwischen 1990 und 1994 waren es stets mehr als 100 Siege, die Marion Jauß jährlich ausschließlich mit eigenen Pferden erzielte. Dabei war 1990 ihr erfolgreichstes Jahr im Sulky überhaupt. 134 Siege standen am Jahresultimo zu Buche, aber wieder reichte es nur zu Platz zwei.

Erst in den folgenden drei Jahren, 1991 bis 1993, fiel das Amateurchampionat an Marion Jauß. Zwei weitere Championate folgten 1995 und 1998. 1994 durfte sich Marion Jauß Deutscher Amateurmeister nennen. Mit dem im Eigenbesitz befindlichen Courier gewann sie das Finale um die Deutsche Amateurmeisterschaft in Hamburg. Insgesamt sind es 1.614 Sulkyerfolge, die Marion Jauß zwischen 1976 und 2002 als Amazone erzielt hat.

Parallel zur großartigen Bilanz als Amateurfahrerin entwickelten sich die Erfolge als Rennstallbesitzerin. Sogenannte "Big Points", also Erfolge auf höchstem Niveau, waren zunächst eher nebensächlicher Natur, solange Marion Jauß es vorzog, die Fahrten hinter ihren Pferden selbst auszuführen. Erst ab dem Zeitpunkt, als Marion Jauß durch einen bösen Rennunfall die Fahrleinen aus den Händen legen musste, konzentrierte sich das Interesse der ehemaligen Amateurchampionesse auf gehobene Jahrgangsrennen.

Seit 1989 zählen die weinroten Farben mit den Initialen MW ununterbrochen zu den Top Ten im deutschen Trabersport. Beinahe hätte es schon 1991 zum ersten Besitzerchampionat gereicht, als die Jaußschen Traber fast eine Million DM gewannen. Allen voran Glass Hanover mit seinem Triumph im international bedeutenden Copenhagen Cup.

Ihr erstes Besitzerchampionat mit der persönlichen Rekordgewinnsumme von 545.638 Euro gelang Marion Jauß 2002. Es war in erster Linie Pablo As zu verdanken, der allein 254.902 Euro in jenem Jahr beisteuerte. Weitere Besitzerchampionate folgten 2007, 2008 und 2012. 2006 und 2011 errang Marion Jauß das Vizechampionat.

Auch als Züchter hat Marion Jauß viel erreicht. Ihr erstes Traberzuchtprodukt wurde 1976 geboren. Erst seit dem Erwerb des ehemaligen Anwesens des bekannten Komponisten Bert Kämpfert in Neritz vor den Toren Hamburgs betreibt Marion Jauß Traberzucht in größerem Umfang. Ihr erster bedeutender Sieger von eigener Scholle war Galante, die 1984 das Versuchsrennen der Zweijährigen in Hamburg gewann. Ein Jahr später erschien Campala, Sieger im Preis des Winterfavoriten und im Derby-Vorlauf.

In jüngster Zeit ist Marion Jauß dazu übergegangen, ihre jungen erfolgreichen Stuten im Rennstall frühzeitig der Zucht zuzuführen. Erste Zuchterfolge lassen die Hoffnung aufkommen, dass Marion Jauß in Zukunft auch als ernsthafter Anwärter auf das Züchterchampionat anzusehen sein wird. Fidelitas, What a Feeling, Seda Rapide, Enigma und Global challenger heißen ihre erfolgreichen Zuchtprodukte aus jüngeren Jahren.

Jürgen Gaßner

Amateurfahrerchampionate

1991: 105 Siege

1992:   92 Siege

1993: 103 Siege

1995:   81 Siege

1998: 113 Siege

Besitzerchampionate

2002

2007

2008

2012

Zuchtrennensiege

2018: Big Boss As: Kurt Hörmann-Memorial (H.-Bahrenfeld), Gilda Newport: Derby Rekord-Meile (B.-Mariendorf)

2016: Donna d’Amour: Auktions-Rennen Stuten (B.-Mariendorf), Gilda Newport: Arthur Knauer-Rennen (B.-Mariendorf) Breeders Crown (B.-Mariendorf) Adbell Toddington-Rennen Stuten (B.-Mariendorf) Buddenbrock-Rennen Stuten (B.-Mariendorf), Mary Ann J: Breeders Crown (B.-Mariendorf)

2015: Gilda Newport: Jugend-Preis (H.-Bahrenfeld) Breeders Crown (B.-Mariendorf), Global Fun: Buddenbrock-Rennen Stuten (B.-Mariendorf)

2013: Fräulein Wunder: Arthur Knauer-Rennen (B.-Mariendorf) Breeders Crown (B.-Mariendorf), Indover: Breeders Crown (B.-Mariendorf), What a Feeling: Breeders Crown (B.-Mariendorf)

2012: Enigma: Diamond Way-Rennen Stuten (Gelsenkirchen), Global challenger: Buddenbrock-Rennen (B.-Mariendorf), Impact As: Criterium der Vierjährigen (M.-Daglfing), Seda Rapide: Criterium der Vierjährigen Stuten (M.-Daglfing)

2011: Baltimore As: Vierjährigen Marathon (B.-Mariendorf) Derby Revanche (B.-Mariendorf), Enigma: Breeders Crown (Gelsenkirchen), Seda Rapide: Diamond Way-Rennen (Gelsenkirchen), What a Feeling: Arthur Knauer-Rennen (B.-Mariendorf) Breeders Crown (Gelsenkirchen)

2010: Impact As: Breeders Crown (Gelsenkirchen)

2009: Kataja: Arthur Knauer-Rennen (B.-Mariendorf) Breeders Crown (Gelsenkirchen)

2008: Ini Lou: Buddenbrock-Rennen (B.-Mariendorf) Arthur Knauer-Rennen (B.-Mariendorf) Breeders Crown (Gelsenkirchen), Wee Catch Diamond: Preis des Winterfavoriten (Gelsenkirchen), Why Not As: Großer Preis der NRZ (Dinslaken)

2007: Fidelitas: Stuten Grand Slam (B.-Mariendorf), Ini Lou: Breeders Crown (M.-Daglfing)

2006: Love Crown: Schwarzer Steward-Rennen (H.-Bahrenfeld) Pablo As: Breeders Crown (B.-Mariendorf) Why Not As: Breeders Crown (B.-Mariendorf) Bayerischer Jugend-Preis (M.-Daglfing) Championat der Zweijährigen (Dinslaken)

2005: Dai Jin: Championat der Zweijährigen (Dinslaken)

2004: Diva Surprise: Schwarzer Steward-Rennen (H.-Bahrenfeld), Ester Victory: Deutscher Fünf- und Sechsjährigen-Zirkel (Gelsenkirchen), Global Winner: Bruno Cassirer-Rennen (B.-Mariendorf) Criterium der Vierjährigen (M.-Daglfing)

2003: Frohsinn: Deutsche Amateur-Meisterschaft (H.-Bahrenfeld), Pablo As: Deutsches Criterium der Vierjährigen (M.-Daglfing) Gran Premio Tino Triossi (Rom)

2002: Katjes: Bruno Cassirer-Rennen (B.-Mariendorf) Johannes Frömming-Memorial (H.-Bahrenfeld), Pablo As: Trophäe der Dreijährigen (Recklinghausen) Breeders Crown (Recklinghausen) Sebastian Urban-Rennen (Pfaffenhofen), Revilation: Dreijährigen Halali (H.-Bahrenfeld)

2001: Aleppo: Deutscher Fünfjährigen-Zirkel (B.-Mariendorf), Deutscher Fünfjährigen-Zirkel (M.-Daglfing), Smart Maneuver: Gladiatoren-Rennen (H.-Bahrenfeld) Großer Preis von Bayern (M.-Daglfing)

2000: Smart Maneuver: Preis der Spielbank Hamburg (H.-Bahrenfeld) Deutschland-Pokal (H.-Bahrenfeld)

1998: Elinda: Deutscher Fünfjährigen-Zirkel (Pfaffenhofen), Hurrikan Avanti: Deutscher Fünfjährigen-Zirkel (H.-Bahrenfeld), King Boshoeve: Deutscher Fünfjährigen-Zirkel (Gelsenkirchen)

1994: Courier: Deutsche Amateur-Meisterschaft (H.-Bahrenfeld)

1991: Galimpulsa: Bernhard Frahm-Rennen (H.-Bahrenfeld), Glass Hanover: Copenhagen Cup (Kopenhagen) Robert Großmann-Rennen (B.-Mariendorf)

1989: Fast Bee: Hamburger Stuten-Preis (H.-Bahrenfeld)

1984: Galante: Versuchs-Rennen der Zweijährigen (H.-Bahrenfeld)

1979: Dorema: Arthur Knauer-Rennen (B.-Mariendorf)