Walter Dear

geboren 1926 – verschollen 1945

 

Walter Dear war im Alter von zwei und drei Jahren ein Star auf dem amerikanischen Grand Circuit. Bereits am 30. Mai 1928 qualifizierte sich der Hengst für den Rennbetrieb. Zur damaligen Zeit wurden „Stakes-Rennen“ durchweg in „Heats“ entschieden. Wer zwei oder drei Stechen zu seinen Gunsten gewann war Gesamtsieger.

Auch Walter Dear blieb von diesem strapaziösen Reglement nicht verschont. Seinen ersten großen Erfolg holte er sich in den Rainy Day Sweepstakes in zwei Stechen. In Syracuse siegte Walter Dear nach drei Stechen. Im damals für zweijährige Pferde ausgeschriebenen Junior Kentucky Futurity musste sich Walter Dear nach drei Stechen Volomite beugen. Eine Woche später genügten zwei Stechen zum Gesamtsieg. Das Junior American Horse Breeder Futurity sah Walter Dear abermals in zwei Stechen in Front. Zum Abschluss der Saison folgte in Goshen ein „Time Trial“, ein Rennen gegen die Uhr, in 2:05 (1:17,7), was sein Rekord für das Jahr war.

 

1929 begann Walter Dear die Saison mit einem Sieg in Grand Rapids. Er gewann alle drei Stechen. Für die Champion Stallion Stakes mussten die Pferde vier Mal am Tag antreten. Die letzten beiden Heats fielen an Walter Dear, der abermals Volomite bezwang. Leichter war die Aufgabe im Senior Horse Review, für das Walter Dear zwei Stechen benötigte. Im American Horse Breeding Futurity war der Hengst abermals in zwei Stechen überlegen. Das Senior Kentucky Futurity  in Lexington gewann Walter Dear in zwei Stechen. Seinen letzten Auftritt in den USA hatte Walter Dear in den Hambletonian Stakes. Zwei siegreiche Stechen in 2:02 ¾ (1:16,3) machten Walter Dear zum Hambletonian-Sieger über Volomite. Seine Gesamtgewinne in den USA betrugen 65.507,85 Dollar.

 

Wir haben die amerikanische Rennlaufbahn von Walter Dear deswegen so ausführlich beschrieben, um darzulegen, dass der Hengst zur damaligen Zeit das beste Pferd war, welches je nach Deutschland kam. 25.000 Dollar hatten Arthur Brümmer und Bruno Cassirer für den Ankauf des Hengstes bezahlt. Es ist die höchste Summe, die damals für einen nach Europa verkauften Traber gezahlt worden war. Sein amerikanischer Züchter und Besitzer bereute im nachhinein den Verkauf und bot gegen Aufpreis einen Rückkauf des Hengstes an. Brümmer und Cassirer lehnten ab.

 

Die europäische Rennlaufbahn von Walter Dear verlief ähnlich erfolgreich wie in Übersee. Jahre lang galt Walter Dear als die Nr. 1 in Europa. Zu seinen wichtigsten Erfolgen zählten der Sieg im Prix d’Amerique 1934, drei Triumphe im Matadoren-Rennen (1931 – 1933), zuletzt sogar in europäischer Rekordzeit von 1:17,2. Walter Dear ist bis auf den heutigen Tag der einzige Traber, der sowohl das Hambletonian als auch den Prix d’Amerique gewann. In Anerkennung seiner großartigen Rennkarriere wurde Walter Dear 2012 in die amerikanische Hall of Fame aufgenommen.

 

Als Zuchthengst gelang Walter Dear mit seinem erstgeborenen Sohn Probst ein Volltreffer. 32 Zuchtrennensieger und fünf Vaterpferdchampionate gingen auf das Konto von Walter Dear. Kurz vor Kriegsende wurde der Hengst von russischen Soldaten geraubt.