Matadoren-Rennen
Nach dem 2. Weltkrieg, bedingt durch die politische Isolation Berlins, konnte das Matadoren-Rennen nicht wieder an seine einstige Bedeutung anknüpfen. Mittlerweile waren kontinental weitere Superprüfungen ins Leben gerufen worden, mit denen in preislicher Hinsicht nicht zu konkurrieren war.
Guy Bacon (1927, 1928, 1929), Walter Dear (1931, 1932, 1933) und Permit (1950, 1951, 1952) vermochten sich je dreimal in der Siegerliste zu verewigen. Hans Klemp schrieb im STARTER:
"Beginnen wir mit Guy Bacon, der als erster in drei aufeinanderfolgenden Jahren Matadoren-Sieger wurde. Dieser unverwüstliche Raufer war ein Phänomen besonderer Art. Es war imponierend, was dieser Hengst vollbracht hat, denn er gewann gegen die schwerste Gegnerschaft Europas, obwohl er in diesen Jahren bereits als Beschäler wirkte. So hatte er 1929, im Jahre seines letzten Matadoren-Sieges, annähernd 40 Stuten gedeckt und war erst wenige Wochen zuvor in den Rennstall zurückgekehrt. Wohl ging das 1. Stechen an Peter Speedway, aber die folgenden konnte Guy Bacon nach einem nervenaufpeitschenden Finish für sich entscheiden und damit Gesamtsieger werden. Seine beste Matadoren-Zeit hatte der Hengst im voraufgegangenen Jahr mit 1:18,6 erzielt. Er gewann hier in zwei geraden Stechen gegen Harrison Dillon und Peter Speedway. Leider waren von Guy Bacon in Deutschlands Traberzucht nur vier volle Jahrgänge vorhanden, denn der Hengst wurde nach Ungarn verkauft, wo er 1931 viel zu früh einging. Er hatte vor allem einen überragenden Stuten-Nachwuchs. Von ihm stammt u.a. die Derbysiegerin Adria. Die Fortführung seiner männlichen Linie war vor allem Champus und Prolog vorbehalten."
"Im Jahre 1931 nahm der Siegeszug von Walter Dear seinen Anfang. Es war ein Wunder, dass dieser Hengst überhaupt für den deutschen Trabersport gewonnen worden war. Im Winter 1929 hatten die Herren Bruno Cassirer und Arthur Brümmer den Entschluss gefasst, gemeinsam einen Traber von Weltklasse zu erwerben. Hierbei kam damals nur Amerika in Betracht. Die Depeschen wanderten hin und her, aber trotz für deutsche Begriffe sagenhafter Angebote konnten für Hazleton und Volomite, die zunächst für einen Ankauf ins Auge gefasst wurden, keine Abschlüsse zustande kommen. Es gab in Amerika zu jener Zeit nur ein Pferd, das den vorgenannten ebenbürtig sein musste: der als Dreijähriger ungeschlagene Hambletoniansieger Walter Dear. Obwohl man annehmen musste, dass dieser nicht käuflich war, entschloss sich Charlie Mills doch, seinen Freund Walter Cox mit einer diesbezüglichen Anfrage beim Besitzer von Walter Dear zu beauftragen. Die Antwort war klipp und klar, sie lautete auf eine Forderung von 25.000 Dollar, zu damaliger Zeit ein außergewöhnlich hoher Preis. Schnell entschlossen erteilten die Herren Cassirer und Brümmer ihr Einverständnis. Das war ein Glück für sie, denn schon wenige Tage später bereute der Walter Dear-Besitzer, dass er den Hengst verkauft hatte und war bereit, eine verhältnismäßig hohe Abstandssumme zu zahlen. Aber er war an sein Angebot gebunden und so kam einer der glücklichsten Ankäufe zustande, die im Trabrennsport bekannt wurden."
"In Europa galt dann Walter Dear bald für unschlagbar. So konnte es nicht verwundern, dass selbst Besitzer erstklassiger Traber sich keine Chance im Matadoren-Rennen 1931 ausrechnen konnten. Nur ein kleines Feld von vier Gegnern trat gegen den Hengst an, unter ihnen der inzwischen in italienischen Besitz übergegangene Hazleton. Dieser war es auch, der Walter Dear einen heroischen Kampf lieferte. Die Auseinandersetzung der beiden konnten die übrigen Pferde nur aus der Ferne beobachten. Zwei ebenbürtige Klassehengste stritten verbissen um den Sieg. Mit Kopfvorsprung gewann Walter Dear das 1. Stechen in Europabestzeit von 1:18,2. Der zweite Durchgang endete mit einem toten Rennen und damit war die Entscheidung gefallen. Im folgenden Jahr gewann Walter Dear mit derart haushoher Überlegenheit, dass die Veranstalter nicht ganz zu Unrecht fürchten mussten, dass mangels geeigneter Gegner das Rennen 1933 ins Wasser fallen würde."
"Man wusste sich nicht anders zu helfen, als nunmehr in die Ausschreibung die Klausel hineinzubringen, dass Matadoren-Sieger 20 m Zulagen aufzunehmen haben. Diese Sonderzulage war ganz unzweifelhaft nur gegen Walter Dear gerichtet. Wie recht man aber mit der Annahme hatte, dass das Rennen im anderen Falle ein glattes Fiasko geworden wäre, sollte sich noch zeigen. Traditionsgemäß fand sich wieder die beste kontinentale Klasse am Start ein, zu der sich noch die schnellen Inländer David und Tizian gesellten. Der Ausgang des 1. Stechens, das Walter Dear erst nach Kampf mit einem Kopf gegen David gewann, schien alle Möglichkeiten offen zu lassen. Aber alle diesbezüglichen Erwägungen wurden schon im 2. Stechen über den Haufen geworfen. In der neuen europäischen Rekordzeit von 1:17,2 schlug Walter Dear seine Gegner überlegen mit 2 ½ Längen und hatte damit zum dritten Mal das Matadoren-Rennen in zwei geraden Stechen gewonnen."
"Nehmen wir einen Szenenwechsel in die Nachkriegszeit vor, kommen wir zu Permit, dem dritten Ausnahmepferd in der Matadoren-Geschichte. Sein dreifacher Erfolg in diesem Rennen ist in der Erinnerung noch unverblasst. 1950 hatte er es noch verhältnismäßig leicht. Er traf nur auf inländische Gegner unter gleichen Bedingungen und siegte überlegen in 1:19,6 und 1:18,5 gegen Stüermann, während sich Coronia und Bammeline in der Endplatzierung den dritten Platz teilten. Im Jahre darauf musste Permit 20 m Zulagen aufnehmen, entledigte sich aber der ihm gestellten Aufgabe doch mit großer Zuverlässigkeit. Zwar verlor er das 1. Stechen an Liszt, der den Franzosen Christiana bezwang, aber durch einen Sulkydefekt war Permit hinreichend entschuldigt. Die beiden nächsten Stechen holte er sich in 1:18,3 und 1:18,6. Leichter als angenommen erkämpfte sich Permit auch seinen dritten Matadoren-Erfolg. Mit dem frisch importierten Tompkins Hanover startete er von der Marke 1639 m, hatte also mit diesem eine Vorgabe von 30 Meter zu leisten. Diese Distanzfestsetzung resultierte aus dem Modus einer 15 m Zulage für jeden Matadoren-Sieg. Es war eine Ausschreibung, die von Permit eine gehörige Leistungssteigerung verlangte. Er zeigte sich dann aber dieser Anforderung gewachsen und offenbarte seine große Klasse mit dem Erfolg in zwei geraden Stechen in 1:17,6 und 1:17,9."
Jahr | Sieger | Alter / Geschl. | Dotation | Zeit | Distanz | Fahrer |
1919 | Magowan (US) | 9 H | 1:26,5 | 1650 | Robert Großmann | |
1920 | Black Jim (US) | 10 H | 1:24,0 | 1630 | Hermann Schleusener | |
1921 | Orda (AT) | 6 S | 1:26,3 | 1820 | R. Geenens | |
1922 | Edeltochter | 5 S | 1:23,8 | 1590 | Lorenz Weiß | |
1923 | Johannes | 5 H | 1:22,5 | 1590 | Georg Kaupper | |
1924 | Lord Ellerslie (US) | 4 H | 1:22,0 | 1600 | Robert Großmann | |
1925 | Alland (JU) | 7 S | 1:23,1 | 1660 | Charlie Mills | |
1926 | Peter Speedway (US) | 4 H | 1:20,2 | 1629 | Eugen Treuherz sen | |
1927 | Guy Bacon (US) | 7 H | 1:20,1 | 1629 | Charlie Mills | |
1928 | Guy Bacon (US) | 8 H | 1:18,6 | 1629 | Charlie Mills | |
1929 | Guy Bacon (US) | 9 H | 1:19,2 | 1629 | Charlie Mills | |
1930 | Lucullus | 9 H | 1:19,6 | 1609 | Romolo Ossani | |
1931 | Walter Dear (US) | 5 H | 1:18,2 | 1629 | Charlie Mills | |
1932 | Walter Dear (US) | 6 H | 1:18,7 | 1629 | Charlie Mills | |
1933 | Walter Dear (US) | 7 H | 1:17,2 | 1649 | Charlie Mills | |
1934 | Xiphias | 4 H | 1:18,6 | 1609 | Christian Pütz | |
1935 | Muscletone (US) | 4 H | 1:16,9 | 1629 | Alexander Finn | |
1936 | Xiphias | 6 H | 1:19,2 | 1629 | Johannes Frömming | |
1937 | Probst | 5 H | 1:17,4 | 1609 | Charlie Mills | |
1938 | Tara (US) | 7 S | 1:17,5 | 1629 | Ugo Bottoni | |
1939 | McLin Hanover (US) | 4 H | 1:17,0 | 1649 | Alexander Finn | |
1940 | Probst | 3 H | 1:19,5 | 1629 | Charlie Mills | |
1941 | Epilog | 7 H | 1:19,9 | 1609 | Walter Heitmann | |
1942 | Messidor (FR) | 8 H | 1:18,8 | 1629 | Charlie Mills | |
1943 | Iltis | 4 H | 1:19,3 | 1609 | Johannes Frömming | |
1944 | Alwa | 6 S | 1:21,1 | 1609 | Johannes Frömming | |
1946 | Kampfflieger | 5 H | 1:31,8 | 1629 | Johannes Frömming | |
1947 | Purzel | 7 H | 1:22,3 | 1609 | Johannes Frömming | |
1948 | Miramus | 5 H | 1:22,7 | 1629 | Johannes Frömming | |
1950 | Permit | 5 H | 12.500 DM | 1:18,5 | 1609 | Walter Heitmann |
1951 | Permit | 6 H | 20.000 DM | 1:18,3 | 1629 | Walter Heitmann |
1952 | Permit | 7 H | 20.000 DM | 1:17,6 | 1639 | Walter Heitmann |
1953 | Dietlinde | 6 S | 18.000 DM | 1:18,9 | 1609 | Johnny Mills |
1954 | Ejadon | 7 H | 20.000 DM | 1:20,0 | 1609 | Johannes Frömming |
1955 | Scotch Harbor (US) | 6 H | 20.000 DM | 1:18,1 | 1634 | Johannes Frömming |
1956 | Horrido | 7 H | 20.000 DM | 1:21,1 | 1609 | Kurt Hörmann |
1957 | Gelinotte (FR) | 7 S | 35.000 DM | 1:17,3 | 1659 | Charlie Mills |
1958 | Sportsmann | 6 H | 30.000 DM | 1:20,3 | 1609 | Gerhard Krüger |
1959 | Prince Lad (SE) | 7 H | 30.000 DM | 1:17,3 | 1634 | Sören Nordin |
1960 | Hairos II (FR) | 9 H | 50.000 DM | 1:16,9 | 1649 | Willem Geersen |
1961 | Asta | 7 S | 25.000 DM | 1:20,1 | 1609 | Eddy Freundt |
1962 | Eidelstedter | 6 H | 30.000 DM | 1:19,7 | 1629 | Johannes Frömming |
1963 | O Volo (FR) | 5 S | 15.000 DM | 1:18,8 | 1609 | Gerhard Krüger |
1964 | Pick Wick (FR) | 5 H | 20.000 DM | 1:18,4 | 1609 | Gerhard Krüger |
1965 | Gerrol | 6 H | 50.000 DM | 1:18,5 | 2000 | Johannes Frömming |
1967 | Dashing Rodney (US) | 6 H | 75.000 DM | 1:17,7 | 2020 | Gerhard Krüger |
1968 | Simmerl | 8 H | 65.000 DM | 1:17,9 | 2000 | Rolf Luff |
1969 | Kentucky Fibber (SE) | 7 H | 75.000 DM | 1:17,6 | 2020 | Knut Lindblom |
1970 | Eileen Eden (US) | 7 S | 100.000 DM | 1:15,9 | 1629 | Johannes Frömming |
1975 | Robbyno | 8 H | 110.000 DM | 1:17,9 | 1609 | Helmut Biendl |
1976 | Dimitria (FR) | 7 S | 60.000 DM | 1:18,3 | 1629 | Leopold Verroken |
1978 | Duke Iran (SE) | 8 H | 80.000 DM | 1:16,1 | 1629 | Stig Johansson |
1980 | Skipper | 5 H | 50.000 DM | 1:19,7 | 1609 | Peter Kwiet |
1981 | Babesia | 5 S | 60.000 DM | 1:16,6 | 1609 | Heinz Wewering |
1982 | Keystone Patriot (US) | 6 H | 60.000 DM | 1:14,2 | 1609 | Veijo Heiskanen |
1987 | Super Play (US) | 8 H | 50.000 DM | 1:14,8 | 1900 | Tommy Magnusson |
1988 | Napoletano (US) | 4 H | 100.000 DM | 1:14,6 | 1900 | Stig Johansson |
1989 | Blue Rage (US) | 7 H | 100.000 DM | 1:14,1 | 1900 | Ben Orre |
1991 | Brendy | 7 H | 100.000 DM | 1:13,5 | 1900 | Willi Rode |
1992 | Ideal | 5 H | 105.000 DM | 1:13,6 | 1900 | Hans-Joachim Tipke |
1994 | Sea Cove (US) | 8 H | 100.000 DM | 1:14,1 | 1900 | Jos Verbeeck |
1999 | General November | 6 H | 200.000 DM | 1:12,1* | 1900 | Thomas Panschow |
2000 | April Victory | 7 H | 160.000 DM | 1:12,8 | 1900 | Michael Schmid |
2001 | Mayon Bowl | 8 H | 150.000 DM | 1:14,8 | 1900 | Gerhard Biendl |
2013 | Amour d'Occagnes (NL) | 6 H | 100.000 Euro | 1:14,5 | 1900 | Christophe Martens |
*Rennrekord
1946 in Berlin-Karlshorst gelaufen